Anfang Juni 2020 wurde einer von sechs Vion-Mitarbeitern in Boxtel positiv auf COVID-19 getestet. Mitte Juni zeigte ein neuer Test, dass einer von drei Mitarbeitern infiziert war - dies wurde erst vier Tage später in einer Pressemitteilung von Vion bekannt gegeben. Im gleichen Zeitraum (Juni) stammen mehr als die Hälfte der Infektionen in Boxtel aus dem Schlachthof, wie in dieser Grafik zu sehen ist:

Zur Überraschung der Anwohner und Politiker blieb der Schlachthof in Boxtel weiterhin geöffnet. Obwohl andere Schlachthöfe wie Van Rooi in Helmond mit einer ähnlichen Infektionsrate und auch Vions Schlachthof in Groenlo vorübergehend geschlossen wurden.

Laut der Veiligheidsregio Brabant Noord (einer regionalen Behörde) war der Ausbruch nicht allzu schwerwiegend und die meisten Mitarbeiter mit Corona waren nicht mehr ansteckend. Am 22. Juni distanzierte sich das RIVM (National Institute for Public Health and the Environment; zu deutsch: Nationales Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt) offen von den Schlussfolgerungen des Veiligheidsregio - was selten vorkommt - und zog es später zurück.

Am 1. Juli wurde der Gemeinderat von Boxtel vom Veiligheidsregio informiert. Bürgermeister Wobine Buijs von Oss, stellvertretender Vorsitzender des Veiligheidsregio, erklärte zusammen mit dem öffentlichen Gesundeheitsservice (GGD), dass es keine Hinweise auf ein großes Infektionsrisiko gebe. Sie sagte auch, dass "gute Vereinbarungen" mit Vion getroffen wurden.

Nun geht aus internen Berichten hervor, wie sie von Omroep Brabant am 11. September veröffentlicht wurden, dass die GGD und die Veiligheidsregio im Juni wussten, dass die meisten der positiv getesteten Mitarbeiter tatsächlich Symptome hatten. Die Dokumente zeigen auch, dass Vion sich nicht an die Vereinbarungen gehalten hat. Diese Informationen wurden den Bewohnern von Boxtel vorenthalten.

In diesen internen Berichten lesen wir, dass die wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens bei der Entscheidung, ob Vion geschlossen werden soll oder nicht, ernst genommen werden. Vion selbst erklärt gegenüber der Veiligheidsregio, dass eine Schließung enorme Auswirkungen auf die gesamte Kette vom Landwirt bis zum Supermarkt bedeuten würde.

In ihrer Präsentation vor der Gemeinde am ersten Juli behauptet Wobine Buijs, dass die Gesundheit der Arbeiter und Anwohner an erster Stelle steht und die wirtschaftlichen Interessen nicht erwähnt werden...

Veterinäre der niederländischen Behörde für Lebensmittel- und Konsumgütersicherheit (NVWA) warnten am 5. Juli, dass die COVID-Maßnahmen in den Schlachthöfen nicht ordnungsgemäß befolgt werden können und dass die NVWA ihre Warnungen nicht beachtet. Recherchen verschiedener Journalisten und auch von Shut Down VION! selbst zeigen, dass die Wanderarbeiter zu dicht beieinander leben und dass die Arbeitsbedingungen es fast unmöglich machen, den Abstand einzuhalten.

Trotzdem behauptet die GGD, dass keine zusätzlichen Kontrollen bei Vion erforderlich sind: Die eigenen Maßnahmen von Vion seien ausreichend; präventive Tests und mehr Stichproben seien nicht notwendig.

Anfang September wurden die niederländischen Mitarbeiter angewiesen, außerhalb des Schlachthofs auf dem Gelände zu arbeiten, und nur die Wanderarbeiter durften das Gelände betreten, weil Vion die Corona-Maßnahmen nicht einhalten kann und das Unternehmen Angst hat, dass die niederländischen Mitarbeiter darüber sprechen werden. Dies wurde uns von Mitarbeitern berichtet.

Im Oktober, während die Niederlande mit vermehrten Infektionen zu kämpfen haben, bekommt Vion einen weiteren Klaps auf die Schulter. Laut der Gemeinde Boxtel haben "die GGD und die Veiligheidsregio in Zusammenarbeit mit Vion hervorragende Arbeit geleistet, um die Risiken eines schweren Ausbruchs des Coronavirus bei dem Fleischriesen in Boxtel zu minimieren." In der Zwischenzeit wissen wir immer noch nicht, ob präventive Tests durchgeführt werden oder ob die Mitarbeiter besser geschützt werden.

Anfang 2021 gab es einen weiteren Ausbruch in Boxtel: Fast 100 Mitarbeiter wurden positiv getestet. Eine Infektionsrate von mehr als 6 % erscheint der Gemeinde Boxtel nicht bemerkenswert (der Durchschnitt in dieser Gemeinde liegt bei etwa 50 positiv getesteten Personen pro 100 Tausend Einwohner), und Vion schafft es sogar, den Mitarbeitern selbst die Schuld zu geben.

Shut Down VION! findet dies alles sehr merkwürdig. Es gibt strenge Maßnahmen für das ganze Land, aber große Unternehmen dürfen ihre eigenen Regeln aufstellen. Ein Unternehmen wie Vion wird immer wieder für selbstverständlich gehalten, selbst wenn sich herausstellt, dass man ihm nicht trauen kann, und wird nicht zur Verantwortung gezogen. All dies geht auf Kosten der öffentlichen Gesundheit und des Wohlbefindens der Arbeiter.